Armut in Österreich

460.000 Menschen in Österreich leben in Armut - zwei Jahre zuvor waren es noch 300.000. Diese Zahlen nahm die Caritas zum Anlass, am Freitag Alarm zu schlagen: "Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander", warnten Präsident Küberl und Caritasdirektor Landau.

"Der breite Mittelstand hat Schrammen abbekommen. Es droht eine neue, soziale Unterschicht zu entstehen", so Küberl.

Offiziell gilt als arm, wer weniger als 785 Euro monatlich zur Verfügung hat und mindestens zwei weitere prägnante Faktoren aufweist, wie schlechte gesundheitliche Situation oder unter dem Mindeststandard liegende Wohnausstattung. In der Realität bleiben den Betroffenen nach Abzug ihrer Fixkosten oft nicht einmal zwei Euro pro Tag zum Leben, mahnte Landau.

Über eine Million Menschen, also 13,2 Prozent der Bevölkerung, sind gefährdet, in Armut abzurutschen. Gründe für die zunehmende Mittellosigkeit ortet er unter anderem in Arbeitslosigkeit, mangelnder Bildung, Kinderreichtum, Wohnungsnot, Scheidungen oder Krankheiten.

"Um den Sozialstaat armutsfest zu machen, müssen die Sozialhilfegesetze harmonisiert und modernisiert werden", forderte der Caritas-Präsident. Darüber hinaus müssten sich die politisch Verantwortlichen für eine Verbesserung der Chancengleichheit durch das Bildungssystem einsetzen, etwa durch den Ausbau qualitativer Kinderbetreuungsangebote. Denn auch wenn Armut nicht in Genen verankert sei, sei sie dennoch vererbbar, sagte Landau, der "ein Bündnis zur Abschaffung der Kinderarmut in Österreich" forderte.

Armut bedeute nicht nur, kein Geld für das Allernotwendigste zu haben, sondern gehe Hand in Hand mit Verzweiflung, Krankheit, Aggression oder Einsamkeit. Diesem Umstand entgegenzuwirken hat sich die Caritas mit ihrer diesjährigen Spendenkampagne zur Aufgabe gemacht, denn "Armut muss kein Schicksal sein", so Küberl und Landau unisono.